Verbandsgeschichte

Seeländischer Musikverband

Eine Investition in die Qualität

Der Seeländische Musikverband (SMV) ist die Dachorganisation der Blasmusikvereine im Seeland. Zugleich ist er Unterverband des Bernischen Kantonal-Musikverbandes. Der Verband fördert die Blasmusik und insbesondere den Instrumentalisten-Nachwuchs durch diverse überregionale Veranstaltungen. Er setzt sich zudem für ein positives Bild unseres Hobbys in Öffentlichkeit und Medien ein.

Der nachfolgende Bericht soll zeigen, wie der Verband entstanden ist. Anhand der wichtigsten Anlässe wird nachgewiesen, wie sich der Seeländische Musikverband seit seiner Gründung 1989 weiterentwickelt hat. Dazu gehören auch einige Bemerkungen zur Vorgeschichte* und zum Verbandsjubiläum im Jahr 2009. Erfolg hatten in der Berichtsperiode übrigens stets nur Aktivitäten, welche den Vereinen direkt zu Gute kommen - so gesehen ist der SMV eine Selbsthilfeorganisation der Musikgesellschaften im Seeland. Die Gründung hat sich damit als Investition in die Qualität erwiesen.

*   Der Autor dankt Walter Mathys, Jörg Känel und Robert Fürst für die fachliche Unterstützung (insbesondere zur Vorgeschichte) sowie ihnen und dem SMV-Vorstand für die kritische Durchsicht des Manuskripts

Vorgeschichte

Eine lose Vereinigung

Während in anderen bernischen Landesteilen schon früher regionale Verbände gegründet wurden, gab es im Seeland lange nur eine lose Vereinigung der Musikvereine. Das ist recht erstaunlich, wurden doch die ersten Musikgesellschaften im Seeland bereits Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet und sind - nebst einigen späteren Gründungen - die meisten Vereine inzwischen deutlich älter als 100 Jahre.

Die Zweckvereinigung hatte nur zwei Aufgaben: Die Durchführung der Musiktage und die Vorberei- tung der Geschäfte der Delegiertenversammlung (DV) des Bernischen Kantonal-Musikverbandes BKMV. Die Organisation hatte keine Statuten, die DV fand jährlich an einem Sonntagnachmittag statt, meist kurze Zeit vor der DV des BKMV. Denn die Traktanden für die DV vom BKMV wurden schon damals behandelt und von den Vorstands- und Musikkommissionsmitgliedern vorgestellt, wie es bis zum heutigen Tag üblich ist. Alle Vertreter des Seelandes wurden durch diese lose Vereinigung dem BKMV zur Wahl vorgeschlagen.

Geleitet werden die Geschäfte im Seeland von den Seeländischen BKMV-Funktionären im Vorstand und in der Musikkommission. Unterstützt werden sie von den Eidgenössischen Delegierten aus dem Seeland, und an der Delegiertenversammlung wird jeweils ein Tagessekretär gewählt. Eine schlanke Organisation also, die über Jahrzehnte hinweg eine Grossarbeit leistet.

Die erste Diskussion zur Erstellung von Statuten kommt auf, als 1970 die Dreiteilung der Musiktage und dazu eine jährliche Rotation der Vereine eingeführt wird (nun musste aus jedem Kreis je ein Verein den Musiktag in einem der beiden anderen Regionen besuchen). Zuvor hatte es im Seeland nur zwei Musiktag-Kreise gegeben. Von da an wurde über die Musiktagorganisation immer häufiger diskutiert - das Thema ist bis ins 21. Jahrhundert aktuell geblieben.

In den Jahrzehnten bis zur definitiven Verbandsgründung im Jahr 1989 waren folgende Präsidenten tätig:

  • Hans Fuchs          MG Bözingen
  • Ernst Bangerter   MG Lyss
  • Paul Mühlheim     MG Scheuren
  • Kurt Thomann     MG Suberg-Grossaffoltern

Sie alle waren zugleich auch Vorstandsmitglied des Bernischen Kantonal-Musikverbandes. In der Musikkommission BKMV hatte das Seeland folgende Vertreter:

  • Arthur Andres      MG Mett
  • Remo Boggio      MG Lyss
  • Walter Mathys     MG Lengnau
  • Markus Walther   SM Büren

Gründung

Eine späte Chance

Während Jahrzehnten waren die Seeländischen Musikgesellschaften also praktisch nur durch die Seeländischen Musiktage verbunden, zu deren Vorbereitung jährlich im Herbst eine Delegiertenversammlung durchgeführt wurde. Geführt wurde die lose Vereinigung zuletzt von Kurt Thomann (Grossaffoltern), der den Landesteil seit 1981 auch im Vorstand des Bernischen Kantonal-Musikverbandes vertreten hat. Dieses Amt beabsichtigte er weiterzuführen - doch er hatte die geniale Idee, einen regionalen Blasmusikverband unter neuem Präsidium zu gründen und damit die Aktivitäten auszuweiten. Dazu schart er im Jahr 1988 eine Gruppe aktiver Dirigenten um sich, um die Basis zu verbreitern.

Robert Fürst (Messen, damals Dirigent der Musikgesellschaft Büetigen) wird als neuer Präsident ge- wählt. Nach 20-jähriger Tätigkeit als Eidgenössischer Delegierter tritt Hansruedi Schwarz zurück. Er wird durch Theo Martin (damals Twann und Gals) ersetzt. Die neue Crew machte sich rasch an die Arbeit - bereits am 25. Januar 1989, an der ersten Sitzung, wird über einen ersten Statutenentwurf debattiert. Das Ziel ist rasch klar: Im ersten Jahr sollte die Basis gelegt werden für den späteren Ausbau.

An der Gründungsversammlung am 13. Oktober 1989 in Leuzigen fasst der damalige Präsident Robert Fürst die Entstehungsgeschichte so zusammen: «Das Seeland war bislang der einzige BKMV-Unter- verband, welcher nicht organisiert gewesen ist.» Und weiter heisst es in den Sitzungsunterlagen: «Ein erster Entwurf der Statuten wurde am 3. Februar 1989 in die Vernehmlassung geschickt. Sechs
Vereine haben Anregungen und Abänderungswünsche angebracht, die fast alle berücksichtigt werden konnten. Auf den endgültigen Entwurf vom 6. April sowie das Musiktagreglement sind keine Reaktionen eingegangen. Diskussionslos und einstimmig werden sodann Statuten und Musiktag-reglement gutgeheissen. Der Seeländische Musikverband, bisher eine lose Vereinigung, hat sich damit als Verein konstituiert.»
(Protokoll der Gründungs-DV vom 13. Oktober 1989 in Leuzigen).

Im Gründungsjahr tritt der langjährige Eidgenössische Delegierte Paul Mathys (Walperswil) zurück. Er hatte der losen Vereinigung zugleich als Kassier gedient. Dem Gründungsvorstand gehören aktive Dirigenten und engagierte Vereinspräsidenten an.

  • Präsident Robert Fürst
  • Vizepräsident Walter Kunz
  • Kassier Urs Marti
  • Sekretär Theo Martin
  • Beisitzer Markus Witschi
  • sowie aus dem BKMV die Vorstandsmitglieder Kurt Thomann und Toni Gutmann sowie aus der Musikkommission Markus Walther.

Musiktage

Ein Dauerbrenner

Ein Dauerthema sind die Musiktage. Für die einen sind sie Höhepunkt im Vereinsjahr, musikalische Herausforderung und unabdinglich für die Entwicklung des Vereins. Für die anderen sind sie eine nicht mehr zeitgemässe Tradition. Der Vorstand hat sich deshalb immer wieder mit der Attraktivierung der Musiktage befasst - wobei es für den Erfolg manchmal auch zwei Anläufe brauchte, wie im nachfolgenden Kapitel Blasmusikwettbewerb gezeigt wird. Hintergrund ist die verbesserte Grundausbildung der jungen Musikantinnen und Musikanten. Viele Vereine laufen Gefahr, dass einzelne Mitglieder unterfordert sind und in regionale Vereinigungen abwandern. Gelingt es aber, auch diese Mitglieder zu fordern, steigen die Chancen der traditionellen Blasmusikvereine.

Grosse Diskussionen verursacht stets auch das Durchführungsdatum des Musiktages. Die Datums- suche ist nicht einfach, da die Musiktage nicht am gleichen Tag stattfinden sollen und auf andere An- lässe (Turnfest, Schwingfest) Rücksicht genommen werden muss. Die in den Frühling verschobenen Konfirmationen engen die Auswahl weiter ein. Versuche mit dem Musiktag im Herbst vermögen ebenfalls nicht zu befriedigen, da die grosse Pause im Sommer die Vereine in der Vorbereitung behindert.

Ein weiteres Problem ist die lange Dauer des Musiktages: Zu Beginn ist der Anlass fast überfrachtet, so dass von den lokalen Organisatoren frühe und daher unattraktive Spielzeiten angesetzt werden müssen. Verschiedene Vereine sammeln deshalb Erfahrungen mit dem zweigeteilten Musiktag, bei dem ein Teil der Konzertvorträge bereits am Freitagabend stattfindet. Diese Vereine traten dann am Sonntag erst gegen Mittag ein. Die zweimalige Anreise stört aber einen Teil der Mitglieder, so dass sich dieses Modell nicht durchzusetzen vermag.

Während mehreren Jahrzehnten gibt es im Seeland jeweils drei regionale Musiktage. Doch gegen Ende des 20. Jahrhunderts beginnt die Teilnehmerzahl zu sinken. Einige Vereine lösen sich auf; andere haben zu wenig Mitglieder, um am Musiktag aufzutreten; und schliesslich gibt es Vereine, welche zusammenspannen und gemeinsam auftreten. Als später die Zahl der Musiktagkreise auf zwei reduziert wird, erinnern sich ältere Musikanten an frühere Zeiten, als es ebenfalls nur zwei Musiktage gegeben hat. Trotzdem sind nicht mehr alle Vereine in der Lage, einen solchen Grossanlass zu organisieren. Aufwand und Ertrag scheinen immer häufiger nicht mehr übereinzustimmen. Da taucht die Idee auf, die beiden Musiktage am gleichen Wochenende am gleichen Ort durchzuführen. Seit 2010 in Lobsigen profitieren die Organisatoren davon, alle Musikantinnen und Musikanten aus dem Seeland zu Besuch zu haben, aber nur ein Fest, nur einen Festführer und nur ein Festzelt organisieren zu müssen. Seither gibt es auch viel weniger Diskussionen über den Musiktag und alle Organisatoren konnten einen ansehnlichen Gewinn erwirtschaften.

Blasmusikwettbewerb

Ein Qualitätsmerkmal

Im September 1992 lanciert der Vorstand die Idee eines Blasmusikpreises Seeland. Die Teilnahme wäre jedem Verein freigestellt. Diese müssten aber ebenfalls den Musiktag besuchen, damit keine Zwei-Klassen-Gesellschaft entsteht. An einer Präsidenten- und Dirigentenkonferenz wird ausgiebig an Details gefeilt. Die Kosten, die Anzahl Kategorien, der Spieltag, das Wettbewerbsprogramm und vieles mehr geben rege zu diskutieren. In der abschliessenden Konsultativabstimmung sprechen sich die Anwesenden einstimmig für die Schaffung des Blasmusikpreises Seeland aus. Auch die Delegiertenversammlung stimmt kurz darauf mit grossem Mehr zu, so dass der Lancierung dieses Projektes nichts mehr im Wege steht.

Doch der Erfolg will sich nicht einstellen. Die Zahl der Anmeldungen bleibt enttäuschend gering. Nur gerade sechs Vereine haben sich für 1993 angemeldet, als sozusagen die Hauptprobe für das Kantonale Musikfest 1994 stattfinden soll. So ist das Experiment beendet, bevor es richtig begonnen hat. Für einige Jahre war der Wettbewerbsgedanke kein Thema mehr. Doch als 1996 die Statuten revidiert werden müssen, wird beschlossen, den Blasmusikwettbewerb an einem der drei Musiktage zu integrieren. Eine Idee mit durchschlagendem Erfolg: Am 21. Juni 1998 findet in Mett der erste Seeländische Blasmusikwettbewerb statt. 16 Vereine nehmen die Herausforderung an. Der grosse Ansturm von Teilnehmern und Publikum zeigt, dass es sich lohnt, die Musiktage attraktiver zu gestalten.

Den beiden Kategoriensiegern kann eine durch den Bürener Künstler Peter Travaglini geschaffene Kleinplastik als Wanderpreis übergeben werden. Während der Wettbewerb der Kategorie B (3.- und 4.-Klassvereine) künftig jährlich durchgeführt werden kann, muss der A-Wettbewerb (Höchst- bis 2.-Klassvereine) zeitweise mangels Anmeldezahlen abgesagt werden.

Später werden A- und B-Wettbewerb an unterschiedlichen Orten durchgeführt. Stets ist die An- meldung freiwillig, eine Teilnahme am Musiktag auch konventionell mit Expertisengespräch möglich. Einzelnen Vereinen behagt der Wettbewerbsgedanke weniger, sie verzichten auf einen Start. Andere Sektionen lassen sich auf das Experiment ein – und verzeichnen über die Jahre hinweg eine schöne Leistungssteigerung. Denn ganz generell ist festzustellen, dass die Vorbereitung auf den Musiktag dank dem Wettbewerb deutlich seriöser genommen wird. Sonntagsproben und Probewochenende sind heute nicht mehr nur bei Kantonalen und Eidgenössischen Musikfesten Standard.

Marschmusikparaden

Ein Geschenk an die Öffentlichkeit

Eine ganz andere Art von Musik sind die Marschmusikparaden. Die Verbindung von Musik und Bewegung gehört zu den Wurzeln der Blasmusik und wird vom Publikum geschätzt. Marschmusik-paraden sind Publikumsmagnete. Das zeigt sich bereits 1991, als der Seeländische Musikverband erstmals solche Anlässe durchführt. Die Marschmusikparaden werden organisiert im Rahmen der 700-Jahr-Feiern der Eidgenossenschaft und der 800-Jahr-Feiern des Kantons Bern und finden im Mai und Juni in Aarberg, Büren und Erlach statt.

Der Erfolg führt dazu, dass seither rund alle zwei bis drei Jahre solche Marschmusikparaden stattfinden. Hintergedanke dieser Anlässe ist jeweils auch, der Öffentlichkeit die Blasmusik in Erinnerung zu rufen. Marschmusikparaden sprechen nämlich nicht nur das Stammpublikum an. Viele Zuschauerinnen und Zuschauer kommen dabei mehr oder weniger zufällig mit der Blasmusik in Berührung – und sind häufig begeistert. Bei den Musikantinnen und Musikanten ist der Enthusiasmus teilweise geringer. Im Marschieren zu musizieren erfordert eine gewisse Konzentration und Übung. Schwerwiegender ist, dass mit der Marschmusik zwar neue Bevölkerungskreise angesprochen werden, diese Art von Musik für viele unserer Vereine aber nicht mehr unbedingt typisch und zeitgemäss ist. Marschmusikparaden wecken in einem gewissen Sinn falsche Erwartungen, weil wir doch mit konzertanter und unterhaltender Musik brillieren wollen. Verschiedene Vereine wagen deshalb - leider häufiger an den Marschmusikparaden als am Musiktag - in der Marschmusik neue Formen.

Natürlich spielt das Wetter nicht immer mit. Das ist bei Auftritten im Freien zu erwarten. Nicht immer ist der Entscheid für den Vorstand aber so einfach. Soll man 500 Musikantinnen und Musikanten trotz kritischer Witterung anreisen lassen - mit dem Risiko, dass trotzdem kein Auftritt möglich ist?

1994 entscheidet sich der Vorstand um 17 Uhr zur Absage der Parade in Büren, regnet es doch dem Jura entlang in Strömen. Auch die Flugwetterzentrale in Grenchen hat von der Durchführung abgeraten - doch um 19.30 Uhr ist es sonnig und trocken…

Abgeschlossen werden die Paraden jeweils mit einer Gesamtaufführung. Den Reiz solcher Anlässe machen aber nicht nur die Auftritte und das begeisterte Publikum aus. Die durchführenden Vereine organisieren im Anschluss an die Marschmusikparaden jeweils ein Fest, das den Gedankenaus-tausch und Zusammenhalt unter den Musikantinnen und Musikanten fördert.

Seeländische Einzel- und Gruppenwettspiele

Ein Signal an die Jugend

Die Jugendförderung ist von allem Anfang an ein zentrales Element des Verbandes gewesen. Der Erfolg der Seeländischen Einzel- und Gruppenwettspiele war aber nicht vorauszusehen. Wurden die SMV-Funktionäre beim Start eines eigenen Solistenwettbewerbs von einzelnen kantonalen Funktionären noch als «Totengräber des Blasmusikwesens» betitelt, gehört der Seeländische Musikverband heute zu den aktivsten, und damit führenden Landesteilverbänden des Kantons Bern. Dabei stammte die Idee nicht einmal vom Vorstand. Die Musikgesellschaft Detligen setzte dem SMV 1990 sozusagen das Messer auf die Brust: Organisiert der Verband keinen Jugendwettbewerb, ergreift Detligen die Initiative. Der Vorstand musste aber vom Bedürfnis nicht wirklich überzeugt werden. Am Schweizerischen Solisten- und Ensembles-Wettbewerb in Langenthal haben im Vorjahr 35 Bläserinnen und Bläser aus dem Seeland teilgenommen, so dass der Vorstand von allem Anfang an zuversichtlich ist, dass dieser Anlass dem Nachwuchs dient und die Jugend solche Wettbewerbssituationen will.

Am 8. Juni 1991 finden in Detligen erstmals die Seeländischen Einzel- und Gruppenwettspiele statt - mit durchschlagendem Erfolg. 50 Vorträge haben die beiden Experten Martin Kunz und Franz Leuenberger zu beurteilen. Mit dieser Anzahl von Solisten und Gruppen ist der Anlass bereits an einem Limit angelangt, um an einem Samstagnachmittag in einem einzigen Konzertlokal durchgeführt zu werden.

Es braucht etwas Mut, solistisch aufzutreten, weshalb die Vorträge grosse Bewunderung verdienen. Doch der Wettbewerbsgedanke ist bei den Jugendlichen tatsächlich verankert, und auch die Musik- lehrer unterstützen den Anlass. Startberechtigt sind nämlich nicht nur die Nachwuchskräfte der Ver- bandssektionen, sondern alle Blasinstrumentenschüler der Seeländischen Musikschulen. So steigen die Teilnehmerzahlen kontinuierlich an, bis schliesslich rund 150 Jugendliche an den Start gehen. Auch das Wettbewerbsprogramm wird kontinuierlich erweitert. Es werden diverse Alterskategorien geschaffen und nach Möglichkeit Holz- und Blechbläser getrennt. Heute sind - als regionale Besonderheit - auch Schlagzeuger und Schlagzeugensembles startberechtigt. Trotz der Anerkennung und Wertschätzung des Wettbewerbs sind die Teilnehmerzahlen in letzter Zeit etwas rückläufig.

Heute beginnt der Wettbewerb bereits am Vormittag und findet jeweils in drei verschiedenen Lokalen statt. Der SMV verpflichtet jeweils sechs Experten (Blech, Holz und Schlagzeug), welche für die Rangierung zuständig sind. Häufig wird der Wettbewerbstag mit einem Galakonzert abgeschlossen, welches die Solistinnen und Solisten zu weiteren Höchstleistungen motivieren soll. Denn die Seeländischen Einzel- und Gruppenwettspiele sind auch ein Signal an die Jugend, dass musikalische Höchstleistungen geschätzt werden. Die Rangverkündigung ist jeweils ein Höhepunkt, weil alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewürdigt und mit einer Erinnerungsurkunde ausgezeichnet werden.

2011 macht sich eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Roland Kuhn Gedanken zu einer Neuausrichtung. 2015 kann bereits der 25. Geburtstag des Wettbewerbs gefeiert werden. Während der Schweizerische Solisten- und Ensembles-Wettbewerb 2017 eingestellt wird, geht die Geschichte der Seeländischen Einzel- und Gruppenwettspiele weiter. Organisatorisch ein grosser Vorteil ist, dass der Wettbewerb während mehreren Jahren in Schüpfen und Ins durchgeführt werden kann und somit nicht jedes Jahr neu erfunden werden muss. Zwar sind die Anmeldezahlen etwas rückläufig, aber ab 2019 ist der Sieger automatisch für den «Prix Musique» nominiert.

Vorbereitungskonzerte

Eine Dienstleistung

Spielen müssen die Musikgesellschaften selber - aber die Vereine dabei gezielt zu unterstützen, ist ein Hauptanliegen des Verbandes. Erstmals finden deshalb vor dem Eidgenössischen Musikfest 1991 in Lugano so genannte Vorbereitungskonzerte statt. Das sind öffentliche Expertisenkonzerte - ein vom Seeländischen Musikverband gestellter Experte bespricht anschliessend an das Konzert mit dem Dirigenten und weiteren Vereinsvertretern seine Eindrücke.

Die musikalische Leitung soll damit eine Standortbestimmung und wertvolle Tipps für die Schluss-phase der Probenarbeit bekommen. Ein aussenstehender Experte kann den Dirigenten auf mögliche Mängel und Fehleinschätzungen aufmerksam machen, aber auch in der Aufbauarbeit bestätigen und Mut machen. Die Musikantinnen und Musikanten schätzen die Vorbereitungskonzerte, weil sie - häufig erstmals - Selbstwahl- und Aufgabestück sozusagen in einem Testwettbewerb vortragen können. Denn die im Publikum sitzenden Mitglieder der Konkurrenzvereine sind erfahrungsgemäss die strengsten Kritiker.

Die Vorbereitungskonzerte haben seit 1991 vor allen Eidgenössischen und Kantonalen Musikfesten stattgefunden. Im Jahr 1996 beispielsweise, vor dem Eidgenössischen Musikfest in Interlaken, nehmen 19 Vereine daran teil. 2009 sind es für das Kantonale Musikfest in Büren sogar 26 Sektionen. Dank zahlreicher Sponsoringbeiträge werden die (nicht unbeträchtlichen) Kosten jeweils aus der Verbandskasse getragen. Eine direkte Folge der Vorbereitungskonzerte und des jährlichen Blasmusikwettbewerbes ist, dass die Seeländer Vereine heute wettkampferprobt sind. Spitzenergebnisse an kantonalen und eidgenössischen Musikfesten sind keine Seltenheit. Es ist festzuhalten, dass die Aktivitäten des SMV bei jenen Vereinen, die sich darauf einlassen, zur klaren Leistungssteigerung führen.

Finanzen

Ein Glücksfall

Der Verband startet mit einem Vermögen von Fr. 1347.35. Kassier Paul Mathys, zugleich Eidgenössischer Delegierter, kann nach 17-jähriger Amtszeit dem neuen Verband ein kleines Polster überreichen. Nach dem ersten Verbandsjahr beträgt der Vermögensbestand Fr. 1240.15. Bereits kurz nach der Gründung zeichnet sich ab, dass die Vorstandsmitglieder nicht nur musikalisch denken, sondern auch die dafür notwendigen Mittel bereitstellen können. Der Jahresbeitrag beträgt nach der Verbandsgründung 30 Franken pro Sektion. 1993 wird er auf 100 Franken erhöht - seither ist er unverändert.

Die Finanzierung des Verbandes erfolgt zu einem immer grösseren Teil durch Sponsoren. Über eine lange Zeit hinweg begleitet die Berner Kantonalbank BEKB Verband und Vereine. Toni Gutmann unterstützt immer wieder die Marschmusikparade. Über die Jahre hinweg wird die Zahl der Sponsoren und Inserenten grösser. Eine weitere Finanzierungsquelle sind Lotterielose. Sie verschaffen den Mitgliedern zwar viel Arbeit, sorgen aber auch dafür, dass die Verbandsbeiträge trotz gesteigerter Aktivitäten konstant tief bleiben. Dank all dieser Bemühungen sind die Finanzen des Verbandes heute sehr gesund. Dem Finanz- und Sponsoringgenie des heutigen Ehrenpräsidenten Heinrich Sgier ist es zu verdanken, dass im SMV anstehende Geschäfte zuerst aus musikalischer Sicht beurteilt werden können und die Finanzierung neuer Ideen nie ein Killerargument ist. Auch das ambitiöse Jubiläumsfest zum 20. Geburtstag und die 25-Jahr-Feier belasteten das Verbandsvermögen nicht.

Ein Dauerthema ist der Festkartenpreis an den Musiktagen. Generell möchten Vereine, welche demnächst den Musiktag organisieren werden, den Tarif erhöhen, während die früheren Organi-satoren überzeugt sind, dass der Preis an sich korrekt ist. Eine Beruhigung ergibt sich erst, als der Festkartenpreis an die Teuerung gekoppelt wird. Wenn die Inflation kumuliert fünf Prozent beträgt, wird der Festkartenpreis angepasst. Seit 2003 beträgt der Festkartenpreis jedoch fix Fr. 35.00.

Vorstand

Ein breites Spektrum an Aufgaben

Folgende Präsidenten haben den Seeländischen Musikverband bisher geleitet: Robert Fürst, Markus Witschi, Heinrich Sgier, Michel Graf und Martin Scherer. Der Vorstand umfasst fünf Personen und ist in folgende Ressorts gegliedert: Präsident, Vizepräsident, Sekretär, Kassier, Leiter Ressort Jugend. Mit beratender Stimme sind auch die jeweiligen Verbandsvertreter im Bernischen Kantonal-Musikverband, der Webmaster sowie ein Vertreter der SMV-Veteranenvereinigung im SMV-Vorstand.

Bedingt durch die neuen Statuten des Bernischen Kantonal-Musikverbandes müssen 1996 auch die Statuten des Seeländischen Musikverbandes angepasst werden. An einem ganztägigen Workshop und mehreren kürzeren Sitzungen werden die Grundlagenpapiere nachgeführt. 2003 folgt die nächste grössere Revision, ebenso 2008, 2013 und 2017.

Die Mitgliederzahl verändert sich immer wieder. 1995 kann beispielsweise die Harmoniemusik Schüpfen in den Verband aufgenommen werden. 1996 sieht sich der Verband erstmals mit der Auflösung von zwei Musikgesellschaften konfrontiert. Während in anderen Vereinen die Mitgliederzahlen immer noch wachsen, müssen Nidau und Täuffelen den Betrieb einstellen. Generell steigt die Zahl der Blasmusikanten seit der Verbandsgründung zunächst deutlich an. In den letzten zehn Jahren aber gibt es zuerst eine Stagnation und dann einen leichten Mitgliederrückgang. Der Durchschnittsbestand pro Musikgesellschaft nimmt ab und weitere Vereine stellen den Probenbetrieb ein. Andere reagieren kreativ auf die Krise im Mitgliederbestand und spannen zusammen. Am längsten spielen Mörigen und Ins zusammen. Aktuell gehören dem SMV 38 Sektionen an. Neuster Zuwachs sind 2017 die Jugendmusik Lyss, die JUBIS der Stadtmusik Biel und 2018 die Musikgesellschaft Harmonie Münchenbuchsee.

Neben den - mittlerweile schon fast traditionellen - Anlässen wie Solistenwettbewerb (Seeländische Einzel- und Gruppenwettspiele), Seeländischer Musiktag mit Seeländischen Blasmusikwettbewerben, Vorbereitungskonzerte und Marschmusikparaden warten auf den Vorstand immer wieder neue Herausforderungen. Dazu gehören Referate und Fortbildungsanlässe wie die Kurse für Fähnriche, zur Marschdisziplin, zur Steuerberatung für Musikvereine, zum erfolgreichen Musikverein (Emil Wallimann) und zur Jungbläserausbildung (Mario Bürki). Zu den Aufgaben zählen aber auch:

  • Fachliche Begleitung der Blasmusikrubrik im «Bieler Tagblatt» (2002-2018).
  • Beiträge an Jubiläen der Verbandssektionen, an Musiklager sowie bei Fahnen-, Uniformen- und Instrumentenweihen.
  • Durchführung von Präsidenten-, Musikkommissions-Präsidenten- und Dirigentenkonferenzen zu den Musiktagen und zu weiteren Themen.
  • Information der Öffentlichkeit via Regional- und Fachmedien.

Eine weitere Aufgabe ist die Teilnahme an der Delegiertenversammlung des Schweizer Blasmusik- Verbandes. Dazu stellt das Seeland zwei Eidgenössische Delegierte, in der Regel einen aus dem Vorstand und einen ausserhalb des Gremiums. Die DV SBV bietet nicht nur die Gelegenheit, wichtige Weichenstellungen vorzunehmen. Der Anlass ist jeweils auch dazu da, mit den Delegierten aus den anderen Landesteilen zu fachsimpeln und sein Wissen zu verbreitern.

1991 wehrt sich der Seeländische Musikverband vehement gegen die vom Regierungsrat geplante Schliessung des Konservatoriums Biel. Mit Erfolg, der Grosse Rat verzichtet schliesslich angesichts des breiten Protestes auf den einschneidenden Schritt. Später fusionieren das Bieler und das Berner Konservatorium trotzdem. Die Institute gehen in der neu geschaffenen Hochschule der Künste auf. In Biel wird nun zwar nicht mehr die ganze Ausbildungspalette angeboten, aber noch immer werden hier Musiklehrer und Künstler ausgebildet. Ohne den Einsatz im Jahr 1991 wäre das sicher nicht so.

1995 wird Walter Mathys zum Preisträger der Stephan-Jaeggi-Stiftung ernannt. Als Mitglied der Musikkommissionen BKMV und SBV sowie als Interimspräsident des Schweizer Blasmusik-Dirigentenverbandes hat er nicht nur über Jahrzehnte die Verbandsarbeit geprägt. Vielen aktiven Dirigenten ist er als Experte in bester Erinnerung, der hochkompetente Expertisen abgibt, aber immer auch die Leistungsfähigkeit unserer Dorfvereine im Auge behält.

1996 wird Markus Walther Präsident der Musikkommission des Bernischen Kantonal-Musikverbandes. Nachdem er dem Gremium bereits seit 1986 angehört, prägt er die nächsten fünf Jahre als Präsident. Wie alle anderen BKMV-Funktionäre wirkt er auch im Vorstand des Seeländischen Musikverbandes mit. Als erfolgreicher Dirigent und erfahrener Musikschulleiter sorgt er dafür, dass die musikalischen Aktivitäten des SMV genau auf die Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten sind.

2001 werden einheitliche Tafeln für die Marschmusik geschaffen. Sie kommen sowohl an den Musiktagen wie auch den Marschmusikparaden zum Einsatz.

Im Jahr 2004 schafft der SMV einen eigenen Laptop an, um die Verbandsarbeit und die Auswertung der Ergebnisse an den Wettbewerben speditiver erledigen zu können. Weil die Seeländischen Einzel- und Gruppenwettspiele bereits zum 15. Mal stattfinden, wird ausnahmsweise auf ein Startgeld verzichtet.

2005 feiert der Bernische Kantonal-Musikverband sein 100-jähriges Bestehen. Viele Seeländer Vereine unterstützen die Aktivitäten, welche die Blasmusik einer breiten Öffentlichkeit vorstellen und bekannt machen sollen, mit Auftritten an der BEA, in der Schaukäserei Affoltern oder an der Marschmusikparade in der Bundesstadt. In Pieterlen findet aus Anlass des Jubiläums eine kantonale Veteranentagung statt.

Das Jahr 2009 ist durch das Jubiläum 20 Jahre Seeländischer Musikverband geprägt. Die Vorarbeiten dazu haben bereits im Vorjahr begonnen - und erneut ist es der Ausdauer und dem Engagement des heutigen Ehrenpräsidenten Heinrich Sgier zu verdanken, dass der SMV das Jubiläum gestalten kann, ohne ein finanzielles Risiko einzugehen. Einer der vielen Höhepunkte ist die Auftragskomposition «Seeland-Trumpf» - gewidmet dem langjährigen SMV-Präsidenten Heinrich Sgier für sein unermüdliches Engagement von Christoph Walter. Als (damaliger) Chef Kaderschule im Kompetenzzentrum Militärmusik in Aarau kennt der Komponist die Hörgewohnheiten der heutigen Jugend und liefert ein erfrischendes Werk ab, das die Traditionen der Blasmusik nicht verleugnet, sondern weiterführt.

2017 und 2018 engagiert sich der Verband für die Durchführung des Eidgenössischen Musikfests 2021 im Seeland. Die umfangreichen Vorarbeiten zeigen rasch einmal, dass der Grossanlass im Seeland gut aufgehoben wäre. Entscheidend für den Erfolg ist aber auch die Unterstützung der SMV-Blasmusiksektionen. Die Delegierten der Verbandssektionen stimmen dem Vorhaben zwar zu. Da die erforderliche Zwei-Drittels-Mehrheit nicht erreicht ist, wird das Projekt aber nicht weiterverfolgt.

An der Delegiertenversammlung 2018 in Walperswil tritt der langjährige Präsident Michel Graf ab. Er wird von Nachfolger Martin Scherer zum Ehrenpräsidenten ernennt. Nebst Heinrich Sgier ist er den 2. Ehrenpräsident in der Verbandsgeschichte. Höhepunkt der Ehrung von Michel Graf sind die Video-Grussbotschaften langjähriger Weggefährten und die Uraufführung der Polka «Im Herzen jung» von Alexander Pfluger.

Schlusswort

Ein Wunsch

Der Seeländische Musikverband ist eng mit seinen Mitgliedssektionen verbunden. Als Dachverband hat er naturgemäss wenig Möglichkeiten, die Entwicklung zu beeinflussen oder gar selber zu steuern. Er kann aber die Vereine unterstützen - durch Weiterbildung und durch Öffentlichkeitsarbeit. Das wiederum kann nur gelingen, wenn die Vereine stets bereit sind, engagierte und sachkundige Vorstandsmitglieder zu delegieren.

Der Seeländische Musikverband hat seit 1989 innerhalb des Kantons Bern eine Vorreiterfunktion übernommen. Hoffen wir, dass er dieser Rolle weiterhin gerecht werden kann – denn so nützt der Verband seinen Mitgliedern am meisten. Ich wünsche allen Beteiligten dabei viel Kraft und Erfolg!

Theo Martin